Die Geschichte des St. Martinskomitee St. Hubert e.V.

„Zur Verschönerung und Ordnung des St. Martinsfackelzuges und um den Kindern eine Freude zu bereiten, vereinigten sich folgende:

1.Jakob Abelen, Gutsbesitzer auf Lörshof, Mitglied des Schulvorstandes; 2. Wilhelm Boscher, Metzgermeister, Mitglied des Schulvorstandes; 3. Matthias Busch, Kleinhändler und Drogist, Mitglied des Schulvorstandes; 4. Johann Cappel, Lehrer; 5. Hugo Fitzen, Wirt; 6. Karl Hoenen, Wirt; 7. Anton Knippen, Lehrer; 8. Mich. Lingens, Lehrer; 9. Julius Louven, Wirt ; 10. Heinrich Poeth, Wirt und Rentner; 11. Heinrich Reepen, Herrenkleidermacher; 12. Peter Reins, Rentner; 13. Wilhelm Schotten, Gemeindeempfänger; 14. Johann Schumacher, Wirt; 15, Theodor Rahnen Landwirt und II. Beigeordneter.“

So steht es wörtlich zu lesen in dem Protokollbuch des St. Martinskomitees und überschrieben ist diese erste Seite mit der Datumsangabe: „St. Martinsabend 1903″. Wie war denn bis dahin der Martinsabend jeweils verlaufen? Nun, einen Zug und eine Martinsfeier hatte es auch schon vorher gegeben. Im Protokollbuch des Komitees befindet sich eine Einnahmeaufstellung „der ausgestellten Kistchen für die St. Martinsfeier“.

Die Aufstellung trägt das Datum des 10. 11. 1891 und betrifft die Einnahmen des Jahres 1890. Diese stammten samt und sonders von Gastwirten, in deren Händen die Gestaltung des Martinsabend auch lag. Protokollunterlagen des Gesangvereins „Die Stummen“ bzw. „Liedertafel“ weisen Ausgaben für den „Kinderfestzug“ und die Beschaffung von Pechfackeln aus. Auch die Kinder trugen am Martinsabend schon Fackeln. Sie zogen damit von Haus zu Haus, die einen mit mehr, die anderen mit weniger Erfolg, daß ihnen also Leckeres gespendet würde. Manche aber verließen sich dabei nicht aufs Spenden, sie glichen den Mißerfolg bisherigen Bemühens durch Eigenmächtigkeiten aus.

Um also insofern Ordnung zu schaffen, ausgleichend zu wirken und „das Martinslicht dem Heiligen zu Ehren hinaus zu tragen durch die Straßen“, gründete sich das Komitee. Es teilte den Ort in 7 Sammelbezirke ein und stellte in den Gaststätten Sammelbüchsen auf.

Die Initiatoren wurden nicht enttäuscht.

Sie konnten eine Einnahme von 228,74 DM verzeichnen und bescherten damit jedem Kind „2 Wecken à 10 Pfg. und 2 Äpfel, den nichtschulpflichtigen Kindern wurde 1 Weck und 1 Apfel gegeben“.

Auch das Ordnungsstreben des Komitees fand Genugtuung. Die Feuerwehr und der Turnverein sagten ihre Mitwirkung beim Zug zu. Die Turner traten hierzu in weißen Turnanzügen an. Die „Knaben“ waren im Zug „flankiert“ von Mitgliedern des Turnvereins, die Mädchen waren flankiert von Mitgliedern der Feuerwehr. Und in einer „Nachanmerkung“ zum Festverlauf heißt es noch im Protokoll:

„Es war den Kindern untersagt, noch in den Häusern Kuchen zu fordern oder zu stehlen. Es ist das mit zu vielen Unannehmlichkeiten verbunden und artet in Unfug aus“.

Am Martinsabend 1903, davon kann man mit Sicherheit ausgehen, ist derartiger Unfug nicht mehr vorgekommen, denn das Protokoll vermerkt, daß alle todmüde waren, denn der Zug hatte zwei Stunden gedauert und selbst die Mitglieder des Komitees versammelten sich, „um von den Mühen auszuruhen.“

Die Kinder sollten möglichst in Gruppen vom Festzug aus nach Hause gehen. Um

das zu erreichen, wurden die Zuggruppen nicht wie heute aus den einzelnen Klassen gebildet, sondern die Kinder „geordnet, wie sie zusammen wohnen.“

In der Spitzengruppe des Zuges trugen Mitglieder des Turnvereins die Fackelbäume, es folgten die Jungen, die Musik, die Mädchen und die Angehörigen der Feuerwehr und des Komitees. Einen Martinsdarsteller gab es in den ersten Jahren nach der Komiteegründung nämlich noch nicht. St. Martin wurde erstmals 1906 von Gottfried Heursen dargestellt. Heursen gehörte zu den Vorfahren der Familie Leyers an der Kirche). Von 1911 an wurde der Darsteller noch von Herolden begleitet; in den Jahren 1911 bis 1913 waren das die Herren Johann Beulertz und Math. Thelen.

Von den Pferden der drei Darsteller ging für die nachfolgenden Kinder eine nicht geringe Gefahr aus. Das Komitee beauftragte mehrere Mitglieder, im Zug den gehörigen Abstand zwischen den Tieren und den Kindern zu sichern. Weil ihr Arbeitsplatz nun mal keine andere Aussicht bot, wurden die Herren mit dem sicherlich originellen Namen: „Pferdeschwanzkommando“ belegt. Und diejenigen, die für die Sicherheit der Kinder in diesem Bereich auch heute sorgen, sind eben auch noch nach 100 Jahren dieses Titels gewiss.

Die Zugfolge wurde fast in jedem Jahr festgelegt. In verschiedenen Jahren nahm Petrus stürmisch feuchten Einfluss. Für den Fall – hatte das Komitee (vergl. Protokoll v. 7.11.1911) angeordnet – werden die Mädchen im unteren, die Knaben im oberen Korridor aufgestellt, die Musik auf der Treppe postiert.

Aber nicht allein das Wetter brachte dem Komitee Unbill. Im Jahre 1906 musste der Chronist vermerken, dass „1/4 sämtlicher Brötchen ungar und Äpfel faul waren.“ Es kam zur Einsetzung eines Kontrollorgans, das unter der Bezeichnung „Stutenprüfkommission“ bekannt und tätig war. Sicher ist auch nachher noch Streit über das rechte Gewicht, die rechte Zutat zum „Stuten“ aufgekommen. Für das Komitee besorgniserregender aber waren die besonders schlimmen Zeiten, in denen die Verteilung der Martinsgabe gefährdet erschien. In den Jahren nach den Kriegen wurden die Bauern um eine Spende Weizen gebeten und die Chronik weiß zu berichten, wie gebefreudig sich die Bauern zeigten, wenn es darum ging, praktisch und unkompliziert zu helfen, wie es Martin getan hatte. Es gibt Listen in den Protokollbüchern, worin die Mengen und die Spender verzeichnet sind.

Und in einer solchen Zeit, am 10.11.1920, schrieb der kurz vorher zum Komiteevorsitzenden gewählte Hauptlehrer Johannes Klöckner: „Als in der Knabenschule die Verteilung der leckeren Gaben vorgenommen wurde, leuchteten die Augen der Kleinen auf. Ihre Freude über das Geschenkte wird allen Augenzeugen unvergesslich sein.“ Das war die Motivation, die die Komiteemitglieder immer wieder Auswege finden ließ, den selbst gesetzten Auftrag auch unter widrigen Umständen zu erfüllen.

So wurde beschlossen:

1908: „den St. Martin im Zuge wegfallen zu lassen und die diesbezüglichen Kosten zur Verstärkung der Musik bzw. anderweitig zu verwenden.“

1922: „die Musik zu befragen, ob sie nicht zu einem billigeren Satz als 3000,- Mark aufspielen wird.“

1930: „vom Kauf der Äpfel abzusehen wegen der hohen Preise“.

Im Vergleich zu den vorstehenden, wesentlich unerheblicheren Beschlüssen mussten Maßnahmen ergriffen werden, um Angriffe auf die Existenz des Komitees in den nachfolgenden Jahren zu überstehen. Am 5. November 1936 erschien der örtliche Gendarmeriewachtmeister in der Wohnung des Vorsitzenden Heinrich Avesiers und beschlagnahmte im Auftrage des Landrates das Vermögen des Martinskomitees. Als Grund wurde angegeben, dass eine Martinssammlung im Dorf stattgefunden habe, eine solche aber im Reichsgebiet verboten sei. Auf Interventionen hin wurde das Vermögen des Komitees im November 1936 wieder freigegeben, jedoch war die schriftliche Erklärung abzugeben, dass das Komitee nicht mehr gegen Gesetzesvorschriften verstoßen werde.

Um ungestört von solchen Gesetzesvorschriften weiter arbeiten zu können, wurden folgende Maßnahmen getroffen, die dem Leser von heute wie aus einem Witzblatt vorkommen mögen:

Die Abhaltung des Martinsfestes wurde dem „Winterhilfswerk“ übertragen. Der „Ortsbeauftragte des WHW“, selbst einmal Vorsitzender des Komitees, übertrug die Durchführung‘ des Festes seinerseits dem „Amtswalter der NSV.“ Mit diesem Titel war kein anderer als der amtierende Komiteevorsitzende geschmückt, so dass „das Martinskomitee bestehen bleibt und wie seit 30 Jahren den schönen alten Brauch des Martinsfestes pflegt“, – wie Heinrich Avesiers als Vorsitzender am 16.10.1936 protokollierte. In Kauf genommen war lediglich, dass das WHW nunmehr als Träger der Festlichkeiten bezeichnet wurde.

Mit Berichten und Bildern über den St, Martinstag 1938 wird die Berichterstattung dann doch unterbrochen bis 1944.

In der totalen Finsternis, in der Zeit der Verdunkelung, war kein Platz für leuchtende Kinderaugen unter Fackellicht. 1944 veranstaltete aber Pfarrer Michels einen Martinszug. Zur ersten Versammlung des Komitees nach dem Krieg war der Pfarrer auch eingeladen. Im Jahre 1953 stellte der Komiteevorsitzende Heinrich Avesiers selbst den St. Martin dar. Am Festtag‘ des Heiligen besuchte er mit seinen Herolden das letzte noch lebende Gründungsmitglied Theodor Rahnen, dieser verabschiedete am Hoftor seinen Besuch und rief ihm noch nach: „Grüßt mir die Kinder!“

„Im Bewusstsein, anderen Freude bereitet, selbst aber frohe Stunden verlebt zu haben,“ – wie es an einer anderen Stelle im Protokollbuch heißt – durfte Theodor Rahnen 50 Jahre nach seinem ersten Entschluss den Fortbestand des Komitees erleben. Und tatsächlich hatten sie frohe Stunden erlebt, wovon manche Ausführung im Protokollbuch Zeugnis gibt.

Da bringt einer – wieder einmal – das schon leidige Thema der Aufnahme neuer Mitglieder zur Diskussion. Die Diskussion, so vermerkt der Chronist, dauert lang, bringt Durst, schlägt letztendlich um in heitere Stimmung und vergessen wurde der Antrag und die Abstimmung.

Und an anderer Stelle ist dargelegt, welche Abenteuer der Reitunterricht vor dem Martinsabend dem Darsteller bereiten kann.

Wenig erheiternd für die Komiteemitglieder war dagegen eine Notiz, die in der Zeitung am 19. 11. 1949 erschien. Darin wird das Komitee zur öffentlichen Rechnungslegung aufgefordert, weil die Dürftigkeit der Martinstüten angeblich nach Ansicht der Bevölkerung im Gegensatz zu den gegebenen Spenden stand. Also auch solches kann jenen beschert werden, die sich vorgenommen haben, anderen eine Freude zu machen. Das sei erwähnt, wenn auch dieselbe Zeitung wenig später betonte, dass „irgendwelche angeblichen Beschwerden jeder Grundlage entbehrten“.

Gottlob offenbart ein Streifzug durch das Protokollbuch im wesentlichen Besseres. Für Heimatforscher und Geschichtsinteressierte bietet ein solches Buch manche Information.

Die fängt an bei der Aufzeichnung der Sammelbezirke 1903. Da sind Markierungen genannt, von denen heute keiner Vorstellung mehr hat: Brücke bei Borges, Stekkendorfer Straße, Königstraße bis zur elektrischen Ecke, Consum (Horster Johann).

Aus den Jahren 1907 und 1912 wird erwähnt, dass die Bürgermeister Heinrichs und Sauvageot Ehrenvorsitzende waren, aus dem Jahre 1912 stammt das älteste Foto vom Martinsdarsteller des Jahres, Wilhelm Schotten. Von 1912 an wird außer dem Musikverein und dem Turnverein auch die „Sanitätskolonne“ als Mitwirkende im Zug erwähnt, Der Turnverein, so ist zu lesen, nahm 1934 wegen seiner geringen Mitgliederzahl am Zug nicht teil, die Teilnahme des Vereins wird aber im Bericht über das Jahr 1946 wieder ausdrücklich erwähnt (Fackelschwingungen auf dem Sportplatz).

Und noch weitere Auskünfte und  Vergleichsmöglichkeiten ergeben sich aus den Aufzeichnungen des Komitees.

Da wurden 1903 gar „900 Wecken bestellt, und vorsichtshalber noch 100 nachträglich.“ Wenn jedes schulpflichtige Kind davon 2, jedes nicht schulpflichtige 1 bekam, ist der Schluss zum Prozentsatz der Kinder zur Gesamtbevölkerung in etwa möglich und damit auch ein Vergleich zu heute.

Und erst die Preise. 8 Mann „Musik“ kosteten 1903 für den Abend ganze 28 Mark, 1922 betrug der „Satz“ gar 3000,-  Mark und 1924 war der Musikverein bereit, unentgeltlich zu spielen.

1924 ist auch noch vermerkt, dass Herr Gustav Becker „zum 10. November im Schulgange eine elektrische Birne“ anbringen wird. Und schon 1913 „wird seitens des Komitees gewünscht, dass auch die Fräulein Lehrerinnen den Zug behufs Beaufsichtigung der Mädchen begleiten möchten.“

Wenn derlei Formulierungen aus heutiger Sicht auch zum Schmunzeln Anlass geben, wenn es 1908 nur Äpfel der Sorte „Belle fleur“ zu 0,11 M das Pfund sein durften, die als festgerecht angesehen wurden, dann spiegelt sich auch daraus das Mühen des Komitees, die Jahre hindurch dem treu zu bleiben, wozu es sich gegründet hat. Und es ist diesem Komitee abzunehmen, dass es weiterhin den Wunsch voll hegt, den Johannes Klöckner vor 50 Jahren, zum Jubiläum 1928, niederschrieb:

„Möge das Martinskomitee auch künftighin stets zur Freude der Kinder und zur Herbeiführung des sozialen Ausgleichs seine segensreiche Arbeit fortsetzen, damit die alte schöne Sitte unseren Kindern und Kindeskindern vererbt werde“.

Gegründet 1903 in einer brauchtumsverbundenen Zeit, fiel es dem Komitee  nicht schwer, sich einen festen Platz in der Gemeinschaft des Dorfes zu verschaffen. Schwierigkeiten gab es in diesen und in nachfolgenden Not- und Nachkriegszeiten meist aber nur in materieller Hinsicht.

Von 1953 an stellen sich solche Schwierigkeiten nicht mehr ein, damit wurde das Leben des Komitees jedoch nicht einfacher. Vieles, was bis dahin noch selbstverständlich war, wird irgendwann erschwert, gestört und in Frage gestellt.

Zogen früher die Komiteemitglieder, den Dorfbewohnern bekannt, von Haus zu Haus, um für das Fest zu sammeln, so geht diese Aktion hernach mit Genehmigungspflichten, Ausweisanordnungen und Listenführung einher.

War es seit Gründertagen – ohne gleich Satzung zu sein – üblich, dass ein großer Teil der Initiative verbunden mit der Übernahme des Komiteevorsitzes von der Schule ausging, so verfing sich diese Übung 1969 in den Fallstricken einer Diskussion über den Begriff einer Schulveranstaltung.  Seither (genau gesagt lt. Protokoll: seit 9. 3. 1969, 21.30 Uhr) wird das Komitee nicht mehr vom Schulleiter geführt.

War früher der Aktionsbereich des Komitees identisch mit dem Schulbezirk, so schafften Schulreformen eine andere Situation. Mit der Gründung der Hauptschule wurde ein Prozess eingeleitet, an dessen Ende Voesch außer der dorthin verlegten Sonderschule keine selbständige Schule mehr hatte.

 

Über derlei Schwierigkeiten ist im Komitee sicher die Diskussion „über Qualität, Quantität und Volumen der Stuten, über großkernige und kleinkernige Rosinen nicht abgebrochen worden, d. h. das Martinsfest ist weiter, wie bis dahin gefeiert worden, aber es muss doch festgehalten werden, dass schon mal danach gerufen wurde, „andere Formen des Martinsfestes zu finden.“

Man macht es sich sicherlich zu einfach wenn man eine solche Forderung nur als destruktive Äußerung einer satten Generation abtut, die durch eine Martinstüte nicht mehr zu erfreuen ist. Umgekehrt aber geht die Richtung der Gründungsmitglieder nicht verloren, wenn Oberklassenjahrgänge an dem Fest desinteressierter werden, denn das Alter der Zielgruppe der Komiteebemühungen beginnt mit dem 2. Lebensjahr. Sicher brauchen mit der letzten Feststellung nicht alle Gedanken aufgegeben zu werden, die sich mit der immateriellen Seite des Mantelteilens und einer Verdeutlichung derselben befassen, umgekehrt ist aber der Komiteeaufgabe in der bisherigen Ausdrucksform nicht der Boden entzogen.


Und dafür etwas zu tun, sich einzusetzen, ist das Komitee bereit. Wer sich z. B. nur überschläglich eine Vorstellung über die Zahl der Haus- und Wohnungstüren verschafft, an welche alle vor dem Fest von Sammlern des Komitees angeklopft wird; wer in etwa die Zahl der Tüten kennt, die einzeln gepackt werden müssen, kann die Bemühungen in diesem Bereich ermessen. Es gibt aber darüber hinaus eine Unmenge anderer Dinge zu tun, zu ordnen, zu organisieren. Und an jeder einzelnen Maßnahme, an allem, was zur Martinszeit dazu gehört und gewachsen ist, hängt das Komiteemitglied

Da haben auch gut gemeinte Anträge, beispielsweise den Martinsdarsteller finanziell zu entlasten oder ihm bei der Saalfeier „eine leichtere Gewandung“ zuzugestehen keinerlei Aussicht auf eine Mehrheit im Komitee. Und in gleicher Weise lehnt das Komitee einen schriftlich vorgetragenen Wunsch des Leiters der Jugendzahnklinik ab, wonach bei Zusammenstellung der Martinstüten auf Süßigkeiten weitgehend verzichtet werden soll. Genau so verfahren ist man mit einem schon vorher einmal gestellten Antrag, den Tüten keine Stuten mehr zuzufügen. Und auf das dritte Element, den guten heimischen Apfel, gegen den kein Zahnarzt etwas hat, wird auch nicht verzichtet.

Manchmal wurde das Bestreben, Kommissionen zu bilden, übertrieben. Wenn nämlich lediglich Handschuhe angeschafft werden sollen, dann gleich schon eine „Handschuhbeschaffungskommission“ zu etablieren, das kann wohl nur mit einem Zwinkern als Komiteearbeit bezeichnet werden. Und eigentlich gehört dieses Zwinkern selbst mit zum Charakterbild dieses Komitees und es überrascht so gesehen, nicht, wenn das, was der langjährige Vorsitzende Heinrich Avesiers als sein Letztes in das Protokollbuch schrieb, wie folgt lautet: „Möge es für alle noch lange so bleiben. Dann wird auch St. Martin daran seine Freude haben, denn er wird auch kein Spaßverderber gewesen sein.“

Mit dem dritten Protokollbuch und der ersten Niederschrift hierin von der Versammlung am 29. September 1979, beginnt der Schriftführer Josef Steger das letzte Viertel des bis­herigen Bestehens des St. Martinskomitees.

 Besondere Ereignisse gibt es aus den frühen 80.er Jahren kaum zu berichten. Am 23. September 1981 wechselt die Aufgabe der Schriftführung. Werner Pasch wird neuer Schriftführer. Im Jahre 1983 entspann sich eine rege Diskussion über die Anschaffung von Überhängen für die alten Uniformen. Die bisherigen Überhänge hatten doch inzwischen arg gelitten und mussten ersetzt werden. Solche Beschlüsse mit den teils nicht unerheblichen finanziellen Folgen bereiteten im Komitee eigentlich immer wieder Probleme. Doch trotz allem Für und Wider wurden neue Überhänge angeschafft.

Bereits im Jahre 1983 hatte der amtierende Martinskomiteevor­sitzende Dr. Gotthard von Essen darum gebeten, für ihr einen Nachfolger zu wählen. Die Komiteemitglieder konnten ihn jedoch noch drei Jahre in seinem Amt halten.

In einer Sondersitzung am 22. Februar 1986 wählte das Komitee einen neuen Vorsitzenden. Die Wahl fiel auf Johannes Wolters. Nachdem die bisherigen Abschlussfeiern zum Martinsfest in verschiedenen Sälen in St. Hubert abgehalten wurden, fand im Jahre 1988 erstmalig die Nachfeier in dem neu erstellten Schulforum am Hohenzollernplatz statt.

Ein weiterer Höhepunkt in der Komiteearbeit war im Jahre 1990 die Beschaffung neuer Uniformen für den Martinsdarsteller und seine Herolde.

Leben kam in die Komiteearbeit, als Ende der 80.er,  Anfang der 90.er Jahre eine Diskussion über den Termin des Martinsfestes in St. Hubert aufkam. Grund hierfür war in erster Linie die Tatsache, dass die bisherige Hauptschule in St. Hubert aufgelöst und nach Kempen verlagert wurde. Nun war es nur noch die Grundschule, die für eine Beteiligung am St. Martinszug in Frage kam. Nach Verlegung der Johannes-Hubertus-Schule in die ehemaligen Schulgebäude der Hauptschule am Hohenzollernplatz, beteiligte sich auch diese Schule am jährlichen Martinszug.

Das Hauptproblem bei der Festsetzung des Termins war aber der Umstand, dass in der Stadt Kempen ebenfalls am 10. 11. der große Martinszug stattfand. Da viele St. Huberter Kinder in die weiterführenden Schulen nach Kempen gingen und jetzt auch die Hauptschule nach Kempen verlagert wurde, traten in den einzelnen Familien immer größer werdende Probleme auf. In vielen Familien mussten Eltern teilweise in Kempen und in St. Hubert dafür sorgen, dass ihre Kinder am Martinszug teilnehmen konnten. Aus diesen Gründen wurde das Drängen der Eltern der Kinder der Grundschule immer heftiger. In vielen Sitzungen wurde das Thema heiß diskutiert. Zusätzlich wurde in der Bevölkerung eine Befragung durchgeführt, die zu keinem anderen Ergebnis führte, als den Termin am 10. 11. beizubehalten. In den nachfolgenden Sitzungen wurde im Komitee weiter heftig über die Terminfrage gestritten. Am Ende aller Aussprachen setzte sich im Komitee eine deutliche Mehrheit durch, die der Meinung war, den Martinszug jährlich am 9. 11. durchzuführen. Das Komitee versprach sich vor allem aus der Terminverlegung eine weitaus größere Resonanz, als dies in den vergangenen Jahren der Fall war. Mit etwas Wehmut muss leider auch festgestellt werden, dass nach diesem Beschluss zur Terminverlegung mehrere Mitglieder aus dem St. Martinskomitee austraten.

Mit der Vorverlegung des Termins hatten nunmehr alle St.Huberter Kinder die Möglichkeit, sich am Martinszug zu beteiligen. Am 9. November 1992 war es dann soweit. St. Martin, dargestellt von Hans-Peter van der Bloemen, ritt an diesem Tag dem Zug vor­an. Erfreulich war festzustellen, dass das, was sich das Komitee von der Terminverlegung versprochen hatte, auch tatsächlich eintrat. Nie gekannte Menschenmengen säumten den Zugweg. Aus der St. Huberter Bevölkerung gab es zur Terminverlegung fast nur noch Zuspruch und kaum noch Kritik. Der positive Trend setzte sich ab dem Jahre 1992 kontinuierlich weiter fort und es ist heute festzustellen, das der St. Huberter Martinstag einer der Höhepunkte des Jahres ist,

Eine weitere Forderung der Elternschaft der Grundschule war, im jährlichen Martinszug die Bettlerszene darzustellen, um den Kindern die Legende, die sich um St. Martin rankte, besser zu verdeutlichen. Auch hierzu gab es mehrere Diskussionen in vielen Komiteesitzungen. Im Jahre 1995 wurde der Beschluss gefasst, erst­malig im Jahre 1996 den Versuch zu starten. Die Bettlerszene sollte in der Mitte des Hohenzollernplatzes dargestellt werden. Für das Jahr 1996 stellte sich Eberhard Thäsler als Bettler zur Verfügung. Er spielte seine Rolle so gekonnt, dass bereits der erste Versuch ein voller Erfolg wurde. Seit dem Jahre 1997 stellt sich Johannes Dicks für die Rolle des Bettlers zur Verfügung. Dank seiner schauspielerischen Begabung erfreut sich die kurze Darstellung immer größer werdender Beliebtheit.

Weil unser Ort in den letzten Jahren immer größer wurde, musste eine neue Einteilung der Sammelbezirke erfolgen. Dies geschah im Jahre 1997 durch das Komiteemitglied Hans-Josef Beverungen. 1999 verstarb der Schriftführer Werner Pasch. Sein Sohn Rainer wurde in der ersten Versammlung 1999 vom Komitee als neuer Schriftführer gewählt.

Im Jahre 2003 sollte das 100 jährige Bestehen in angemessenen Rahmen gefeiert werden. Dazu rief  der Vorsitzende eine Gruppe der „vernünftiger Leute“ zusammen. Diese Gruppe bestand aus dem Vorsitzenden Johannes Wolters, dem Kassierer Heiner Zehnpfennig, dem Schriftführer Rainer Pasch und den Komiteemitgliedern Dr. Michael Gehlen, Georg Dicks, Johannes Dicks und Theo Balters. Sie bereiteten die Aktivitäten zum Jubiläum vor. Es wurde ein neuer Helm für den Martinsdarsteller angeschafft, da der alte Helm im Laufe der Jahre unansehnlich geworden war. Während der Vorbereitung verstarb der Vorsitzende Johannes Wolters im Sommer 2003. Ohne Vorsitzenden mussten die Vorbereitungen für das Jubiläum jetzt beendet werden. Das Komitee entschied sich, auf der Grünfläche Bellstraße, Ecke Königsstraße zwei Bronze-Gänse aufzustellen, um an das 100 jährige Bestehen zu erinnern. Die Gänse des Aachener Künstlers Bonifatius Stirnberg  sind als Spielgeräte für Kinder konzipiert. Das Grünflächenamt der Stadt Kempen übernahm die Planung und die Gestaltung des Platzes.

Bei der ersten Versammlung am 19.09.2003 wurde der Schriftführer Rainer Pasch zum neuen Vorsitzenden gewählt. Sein Amt als Schriftführer wurde von Theo Balters übernommen. Das Martinsfest am 09.11.2003 begann um 10.00 Uhr mit der Martinsmesse. Der Musikverein St. Hubert untermalte die Messe in der bis auf den letzten Platz gefüllten Pfarrkirche. Am Ende der Messe informierte Pastor Pero Stanusic darüber, dass an diesem Sonntag in allen Kirchen im Bistum Aachen die Besucher der heiligen Messen gezählt werden sollten. Sein einziger Kommentar „ Wenn wir die Zahl der Kirchenbesucher des heutigen Tages weitergeben, wird uns das niemand glauben“.

Nach der Messe trafen sich die Komiteemitglieder zu einem gemeinsamen Frühstück im Saal der Gaststätte Leyers.

Um 15.30 Uhr trafen die ersten Komiteemitglieder beim Martinsdarsteller Rainer Pasch ein, um ihn mit seinen Herolden zum Hof der Gaststätte Leyers zu begleiten. Gemeinsam mit Feuerwehr, Musikverein und dem Deutschen Roten Kreuz ging es dann nach Leyers und von dort aus zur Grundschule. Dort startete der Martinszug, erstmals mit den von der Johannes-Hubertus-Schule gebastelten großen Vorfackeln. Auch im Jubiläumsjahr fand der Martinsball im Forum statt.

Vertreter der Kirche aus Politik und den Vereinen gehörten zu den Gratulanten einer gelungenen Jubiläumsfeier.

2006 entschloss sich das Komitee die Uniformen der Herolde zu erneuern. Diese wurden erstmalig beim Martinszug 2007 getragen. Im November 2006 ging das St. Martinskomitee online, www.martinskomitee.de informiert über St. Martin in St. Hubert. 

Im Jahr 2008 wurden nach vielen Jahren wieder zwei Petroleumlampen angeschafft, um den Martinsdarsteller während des Zuges zu illuminieren. Der erste Versuch war nicht sehr erfolgreich. Eine Lampe wurde während des Startvorganges so stark beschädigt, dass der Tank undicht wurde. Bei der zweiten Lampe führte eine Undichtigkeit am Vergaser zum frühzeitigem aus. 2008 wurde auch erstmals das Martinsfeuer am Hohenzollernplatz abgebrannt. Durch die zunehmende Bebauung fanden sich kaum noch Flächen, an denen ein großes Martinsfeuer abgebrannt werden konnte. 

Dadurch das St. Hubert kontinuierlich wuchs, wurde es notwendig einen neuen Sammelbezirk einzurichten.

2010 kam das Baugebiet „Im Burgfeld“ dazu. In diesem Jahr sammelten 66 Sammler in 33 Sammelbezirken. Erstmals wurde die Grenze von 90 Mitgliedern überschritten. Dem St. Martinskomitee gehören im Jahre 2010 insgesamt 91 Mitglieder an. Die alten elektrisch betriebenen Lampen wurden auf moderne energiesparende LED-Technik umgerüstet.

Seit 2009 sind Süßwaren aus fairem Handel Bestandteil der Martinstüte. Damit versucht das St. Martinskomitee einen Beitrag dazu zu leisten, Menschen und Organisationen zu helfen und dem Handel ein menschlicheres Gesicht zu geben.

Aufgrund der starken Unterstützung aus der Bevölkerung hat der Inhalt der Martinstüte einen Wert von 9,- €..

Im Jahr 2011 war der Vorstand des Voescher St. Martinskomitees mit einer Bitte an den Vorstand des St. Huberter St. Martinskomitees heran getreten. Die Voescher wünschten die Abtretung der Sammelrechte an der rechten Straßenseite „Escheln“ ausgehend von der Martinskapelle bis zu Landwehr. Bis dahin hatten sich die Grenzen des Sammelgebietes an den ehemaligen Schulgrenzen der Gemeinde St. Hubert orientiert. Nach langen und schwierigen Diskussionen und Verhandlungen kam es zu einer Einigung. Für die Abtretung der Sammelrechte gab das St. Martinskomitee Voesch fünf Jahre lang jedes Jahr bei einer der drei Versammlungen eine Runde an alle Komiteemitglieder. 

Nach über 20 Jahren im Vorstand stellte der Kassierer Heiner Zehnpfennig sein Amt als Kassierer 2013 zur Verfügung.

Bei der notwendigen Neuwahl wurden Theo Balters (Kassierer) und Johannes Dicks (Schriftführer) in den Vorstand gewählt.

Jetzt sind also über 110 Jahre vergangen, in denen in St. Hubert St. Martin gefeiert wird unter der Regie des St. Martinskomitees. Es wird sich in den kommenden Jahren wohl noch vieles verändern. Das St. Martinskomitee hat aber den festen Vorsatz auch in den kommenden Jahren dafür zu sorgen, dass der gute alte Brauch des St. Martinsfestes mit den schönen Fackelzügen der Kinder erhalten bleibt.

Jahr 2017 war dann wieder ein besonderes Jahr. Hans-Peter van der Bloemen, der erste Martinsdarsteller der an einem 9. November geritten war, stiegt zu seinem 25 jährigen wieder auf das Pferd.  Seit 2017 hat die Pfarre St. Hubertus keinen eigenen Pfarrer mehr. Erstmals wurde die Messe vom Propst Dr. Eicker aus Kempen zelebriert.

Dr. Gotthard von Essen
Johannes Wolters
Rainer Pasch

Verein

Vorstand